Presseerklärung: Nesenbach-Düker: Schon seit 400 Tagen im Verzug

S21 scheitert – genau so, wie Gegner immer vorhergesagt haben

Stuttgart, 17. Juni 2011: Seit 400 Tagen will keine Baufirma die Tieferlegung des Nesenbach-Dükers (Abwasserkanal) unter dem geplanten Tiefbahnhof Stuttgart 21, bauen. Mit einer feierlichen Aktion und der Enthüllung des „Phantom-Lochs“ von Stuttgart 21 weisen die Parkschützer heute auf diese von der Bahn verschuldete Verzögerung hin. Der 8×12 Meter große Umriss der Grube wird auf dem Fußweg vor dem Planetarium im Mittleren Schlossgarten markiert. Auf dem Banner steht ‚Keiner traut sich, dieses Loch zu graben – Hier scheitert Stuttgart 21 – STOPP – Wir zahlen nicht für ein gescheitertes Projekt.‘ In der ersten Ausschreibung für die Tieferlegung nannte die Bahn den 13. Mai 2010 als Starttermin für die Arbeiten – der Auftrag ist bis heute nicht vergeben und die vorliegenden Bieteranfragen und Bahn-Antworten zeigen: Die Baufirmen wollen die Risiken nicht übernehmen, die Bahn aber auch nicht. Das erste zentrale und für den Bauablauf zeitkritische Bauwerk wird seit 13 Monaten nicht begonnen.

„Schon beim ersten heiklen Auftrag, der längst hätte vergeben werden sollen, strauchelt Stuttgart 21, gerät massiv in Verzug. Bahn und Baufirmen versuchen, sich gegenseitig die Risiken zuzuschieben“, sagt Parkschützerin Dr. Carola Eckstein, Mitglied der Ingenieure22. „Es ist an der Zeit, dass Bundesverkehrsminister Ramsauer seine Verantwortung für die Verkehrsinfrastruktur in diesem Land wahrnimmt: Der Verkehrsknoten Stuttgart braucht dringend ein zeitgemäßes Stellwerk. Die bestehende Infrastruktur wird seit Jahren nur minimal gepflegt. Die vorhandene gute Infrastruktur darf nicht weitere 15 Jahre verwahrlosen, nur weil die Bahn die XXXL-Lösung verspricht. Peter Ramsauer darf nicht zulassen, dass das Bahnmanagement weiterhin alle technischen Argumente gegen Stuttgart 21 vom Tisch wischt und nur auf die jeweils nächste Bilanz und die eigenen Boni schielt. Er muss dafür sorgen, dass die realen Probleme des Verkehrsknotens Stuttgart gelöst werden, jetzt!“

Aus den Bauzeitenplänen ist der Verzug eindeutig abzulesen. Nachdem die Tieferlegung des Dükers nicht vergeben werden konnte, wurde sie erneut ausgeschrieben, diesmal zusammen mit anderen Arbeiten. Die zahlreichen vorliegenden Bieteranfragen zeigen, dass sowohl die Bahn als auch die Baufirmen die Risiken der Tieferlegung als ernste Gefahr sehen und sich gegenseitig zuschieben wollen.

Weiterer Verzug für Stuttgart 21 ist unvermeidbar, denn auch für den Planfeststellungsabschnitt 1.1 steht ein Planänderungsverfahren an, Planänderungen zur Tunnelbauweise in mehreren Abschnitten müssen im August ausgelegt werden, die Grund- und Mineralwasserströme verhalten sich nicht so, wie die Bahn immer angenommen hat und auch der Baugrund ist eher unsicher, wie Geologen seit Jahren warnen.

Beigelegte Unterlagen:

(17.06.2011 von Matthias von Herrmann)
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