Pressemitteilung zu Projekt “EngpasS21″ – Der Tiefbahnsteig im Test

(25./26.März 2011, Stuttgart, Schloßplatz)

Menschen mit Behinderungen haben in ihrem Alltag ohnehin genügend Hürden zu überwinden, die z.T. nicht barrierefrei nachrüstbar sind. Seit dem 01.05.2002 ist allerdings das Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen in Kraft. Es soll Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen beseitigen bzw. verhindern sowie die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Leben in der Gesellschaft gewährleisten und ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung ermöglichen.
Selbstverständlich ist davon auszugehen, dass das Gesetz bei Neubauten beachtet wird und dieses gerade bei einem öffentlichen Gebäude, auf das gerade Behinderte oft in hohem Maße angewiesen sind.
Das EngpasS21-Team hat einen Tiefbahnsteig-Modell von Stuttgart 21 erstellen lassen, dass für jedermann begehbar und somit erlebbar gemacht wurde.
Mit diesem Projekt machen wir auf die Engpässe zwischen Rolltreppen und Gleisbett aufmerksam (Abstand nur 2,05m!), die eine tägliche Gefahrenquelle im geplanten Tiefbahnhof 21 darstellen. Nicht nur für Rollstuhlfahrer und andere Mobilitätseingeschränkte, sondern auch für Fussgänger.

1. Der Hublift kann an Stellen, an denen die Treppen und Rolltreppen nur eine Bahnsteigbreite von ca. 2,05 m übrig lassen, nicht zum Einsatz kommen, da hier keine Rangiermöglichkeit besteht. Ein Rollstuhlfahrer kann somit weder in den Zug ein- noch aussteigen.
2. S21 verspricht (Panorama-)Aufzüge, die von vorneherein eine Barriere darstellen. Um einen Anschlusszug erreichen zu können, müssen zwei Aufzüge benutzt werden. Bei den zu kurz geplanten Haltezeiten der Züge wird die Anschlussverbindung verpasst.
3. Im Notfall besteht kein barrierefreier Fluchtweg. Herr Kefer von der DB „geht davon aus“, dass Mitreisende die mobilitätseingeschränkten Menschen retten.
4. In der Tunnelröhre ist der Fluchtweg zu schmal (mit Sondergenehmigung 80cm, laut Vorschrift: 1,20m), wenn ein Zug in der Röhre stecken bleibt, können Rollstuhlfahrer wegen Platzmangel nicht aus der Zug heraus getragen werden. Rollstuhlfahrer müssten warten bis Zug abgeschleppt wird. Und bei Feuer?
5. Bei S21 keine Zufahrtmöglichkeit für Rettungs- und Einsatz-Fahrzeuge oder größeres Gerät; weder auf die Bahnsteigebene noch auf die Verteilerebenen.

Daher: Projekt Stuttgart 21, sowohl der Tiefbahnhof als auch der Filderbahnhof, diskriminiert mobilitätseingeschränkte Menschen, insbesondere Rollstuhlfahrer, extrem in Sachen Barriere- und Reisefreiheit.

Beim jetztigen K20 (und erst recht beim modernisierten K21) ist ein Hublift an allen Stellen der Bahnsteige ohne Probleme einsetzbar. Beim Umsteigen kann ein Rollstuhlfahrer ohne auf Aufzüge zu warten den anderen Bahnsteig erreichen. In Notfällen kann er sich vom Bahnsteig aus selbst in Sicherheit bringen z.B. in Richtung Nordausgang oder Gleisvorfeld.

Die weniger schwerwiegenden Barrieren im bestehenden Stuttgarter Bahnhof zu beseitigen, ist für Mobilitätseingeschränkte und Behinderte sinnvoller und weitaus günstiger.

Die “Initiative Barriere-Frei – Gegen Stuttgart 21″ meint daher: Von generell barrierefrei gestalteten Baden-Württemberger Bahnhöfen profitieren alle Bürger, nicht nur die Gehandicapten und Senioren von heute und von morgen.

EngpasS21 ist ein Zusammenschluss aus (10 Leute):
Eltern der Initiative Kinderwagendemo gegen S21
Ingenieure gegen S21 (www.ingenieure22.de)
Senioren gegen S21
Initiative Barriere-Frei (/)

25. März 2011

Cornelia Single und Attila Medgyesi
Initiative Barriere-FREI – Gegen Stuttgart 21

-> Bericht über die Aktion EngpasS21 unter Aktionen.

Projekt "EngpasS21" - Der Tiefbahnsteig im Test

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