{"id":6848,"date":"2011-07-19T01:21:11","date_gmt":"2011-07-19T12:21:11","guid":{"rendered":"http:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/?p=6848"},"modified":"2011-07-20T17:11:15","modified_gmt":"2011-07-21T04:11:15","slug":"offener-brief-von-egon-hopfenzitz-an-prof-heimerl","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/2011\/07\/19\/offener-brief-von-egon-hopfenzitz-an-prof-heimerl\/","title":{"rendered":"Offener Brief von Egon Hopfenzitz an Prof. Heimerl"},"content":{"rendered":"

Herr Hopfenzitz hat im Zusammenhang mit dem uns\u00e4glichen Interview des Herrn Heimerl in den Stuttgarter Nachrichten vom 16.Juli 2011<\/a> an diesen wichtigen Brief\u00a0geschrieben, der verbreitet werden sollte:<\/span><\/p>\n

\"Egon<\/a>

Egon Hopfenzitz - Foto\u00a9PetraWeiberg<\/p><\/div>\n

Egon Hopfenzitz
\nKriegerstra\u00dfe 12
\n70191 Stuttgart
\nTel u Fax: 0711 — 2265919
\neMail: egon.hopfenzitz[\u00e4t]t-online.de<\/p>\n

 <\/p>\n

Herrn
\nProf. Dr. Gerhard Heimerl
\nKirchheimerstra\u00dfe 4A
\n70619 Stuttgart<\/p>\n

Sehr geehrter Herr Dr. Heimerl,<\/p>\n

Sie haben den Stuttgarter Nachrichten ein l\u00e4ngeres Interview gegeben, ein Zeichen da\u00df es Ihnen wieder besser geht. Ich freue mich dar\u00fcber, gibt es mir doch auch die M\u00f6glichkeit Ihnen dazu als Hauptbahnhof-Praktiker eine sachliche Antwort zu geben.<\/p>\n

Die Simulation hat offenbar den Stresstest bestanden, die Bahn jedoch nicht die Glaubw\u00fcrdigkeit zu seri\u00f6sen Dateneingaben. Warum hat die Bahn die Gegner nicht von Anfang an bei den Eingaben beteiligt, wie dies Dr. Gei\u00dfler gefordert hat? Hatte sie etwas zu verbergen? Weder die Bahn noch Sie haben diese Frage je beantwortet.<\/p>\n

Sie haben, wenn auch erst f\u00fcr die ferne Zukunft, die Erweiterung des Tiefbahnhofs um 2 weitere Gleise angeregt. Da\u00df dies nie zu realisieren ist wissen Sie selbst. Der Tiefbahnhof bleibt ein Immobilienprojekt. Wer wird denn 4,1 — 7 Mrd. \u20ac f\u00fcr einen Zeitgewinn von nur 3 Minuten bezahlen? Weder f\u00fcr Herrn D\u00fcrr noch f\u00fcr die Herren Mehdorn, Grube und Schuster waren diese 3 Minuten entscheidend. Gelockt hat die Immobilie und der Gewinn aus bekanntlich 23 sogenannten „21-Projekten“ und nur eines wird realisiert, leider das in Stuttgart.<\/p>\n

Nun zu einer Behauptung, die so immer wieder vom Kommunikationsb\u00fcro und nun erneut von Ihnen zu h\u00f6ren ist: Im Kopfbahnhof m\u00fcsse ein Zug das Gleisvorfeld immer zweimal durchfahren. Diese Aussage suggeriert, dies sei im Durchgangsbahnhof nicht erforderlich. Auch in einem Durchgangsbahnhof mu\u00df bei allen m\u00f6glichen Zugfahrten zuerst die Einfahrstra\u00dfe und ggf. nach dem Halt die Ausfahrstra\u00dfe befahren werden, somit auch 2 Gleisvorfelder. Auch der Kopfbahnhof weicht von dieser Regel nach dem Richtungswechsel nicht ab. Wo ist hier ein Unterschied zu erkennen? Sollte die Zahl der befahrenen Weichen hier entscheidend sein so darf ich auf die nachfolgende Zusammenstellung verweisen:<\/p>\n

Kopfbahnhof<\/strong>
\n– Zahl der Weichen (ohne Kreuzungen)
\n– bei Einfahrt von Feuerbach
\nnach Gleis 16 = 4 Weichen ab Zwischensignal
\nnach Gleis 15 = 4 Weichen
\nnach Gleis 14 = 6 Weichen<\/p>\n

– bei der Ausfahrt nach Cannstatt
\naus Gleis 16 = 4 Weichen
\naus Gleis 15 = 4 Weichen
\naus Gleis 14 = 6 Weichen Summe 28 Weichen<\/p>\n

Tiefbahnhof<\/strong>
\n– Zahl der Weichen (ohne Kreuzungen)
\n– bei Einfahrt von Feuerbach
\nnach Gleis 1 = 3 Weichen
\nnach Gleis 3 = 6 Weichen
\nnach Gleis 4 = 6 Weichen<\/p>\n

– bei der Ausfahrt nach Flughafen
\naus Gleis 1 = 4 Weichen
\naus Gleis 3 = 4 Weichen
\naus Gleis 4 = 5 Weichen Summe 28 Weichen<\/p>\n

Die Summe der durchfahrenden Weichen betr\u00e4gt bei beiden Bahnh\u00f6fen 28 Weichen.
\nF\u00fcr den Kopfbahnhof spricht zus\u00e4tzlich die ebene Lage der Bahnsteige gegen\u00fcber der Neigung im Tiefbahnhof von 15\u00a0\u2030 sowie die Steigung zum Flughafen von 31 \u2030.<\/p>\n

Ich setze weiter voraus da\u00df Ihnen bekannt ist, da\u00df im Tunnelgebirge derzeit nicht in 2 sondern in 3 Ebenen gefahren wird (Kellergescho\u00df von Cannstatt, Parterre nach Cannstatt und Abstellbahnhof, 1. Obergescho\u00df von Feuerbach).<\/p>\n

Die von Ihnen angenommene langj\u00e4hrige Behinderung bei der Optimierung des Kopfbahnhofs wird nicht gr\u00f6\u00dfer sein als das derzeitig geplante Vorschieben der 16 Bahnsteiggleise zur Herstellung der Baugrube mit der nur dort m\u00f6glichen Gef\u00e4hrdung von Grundwasser und Mineralwasser, die es beim Kopfbahnhof nie geben wird.<\/p>\n

Zur Kostenfrage sagen Sie, die Bahn habe bis 2005 seri\u00f6se Zahlen vorgelegt. Es spricht f\u00fcr Ihre Ehrlichkeit, da\u00df Sie die Zeit ab 2005 ausgeblendet haben.<\/p>\n

Einen Punkt haben Sie wohl aus gutem Grund nicht angeschnitten, den in den Stresstestunterlagen Seite 26 ver\u00f6ffentlichten Fahrplan\/Gleisbelegungsplan.
\nIch habe w\u00e4hrend einer 22j\u00e4hrigen T\u00e4tigkeit als Leiter von 3 Bahnh\u00f6fen (Vaihingen (Enz) Nord, Untert\u00fcrkheim, Stuttgart Hbf) bei ca. 44 Fahrplanwechsel die praktische Durchf\u00fchrung von Z\u00fcgen im Hinblick auf Sicherheit, P\u00fcnktlichkeit und Durchf\u00fchrbarkeit der Gleisbelegung verantwortet. F\u00fcr den Tiefbahnhof halte ich w\u00e4hrend des Berufsverkehrs mit starkem Reisendenwechsel Aufenthalte von 1 Minute (1 Fall), 2 Minuten (5 F\u00e4lle) und 3 Minuten (11 F\u00e4lle) zusammen Stunde 7 = 35 % aller Z\u00fcge, f\u00fcr den einzukalkulierenden Abbau von Versp\u00e4tungen nicht f\u00fcr ausreichend. Nicht durchzustehen sind Zugbelegungen in Bahnsteiggleisen in Abst\u00e4nden von 3, 4 und 5 Minuten (30 % aller Z\u00fcge). So folgen sich im Tiefbahnhof Gleis 4 in der Zeit von 7.21 Uhr bis 7.37 Uhr (= 16 Minuten) 3 IC\/ICE mit je 3 Minuten Aufenthalt und im Abstand von nur je 3 Minuten. Ein Versp\u00e4tungsabbau wird hier illusorisch, das Gegenteil wird eintreten.<\/p>\n

Die vielgepriesene M\u00f6glichkeit, 2 Z\u00fcge hintereinander im Bahnsteiggleis aufnehmen zu k\u00f6nnen wird nicht zur Beschleunigung der Zugabfertigung und zum Versp\u00e4tungsabbau beitragen. Der gesamte Fahrplan im Tiefbahnhof weist in Stunde sieben 36 Einzelaufstellungen und 13 Doppelbelegungen auf. Im Kopfbahnhof, der auf den meisten Bahnsteiggleisen \u00fcber die gleiche signaltechnischen M\u00f6glichkeiten verf\u00fcgt, finden w\u00e4hrend 24 Stunden nur 6 Doppelbelegungen statt.<\/p>\n

Bei Versp\u00e4tungen, Unf\u00e4llen und Betriebsst\u00f6rungen auch in der S-Bahn wird eine kundenfreundliche Disposition mit richtiger Steuerung der Z\u00fcge und der Reisendenstr\u00f6me im barrierebehafteten<\/strong> Tiefbahnhof kaum mehr m\u00f6glich sein. Beim Liegenbleiben z.B. des vorderen Zuges (Lokschaden, Wagenschaden, Signalst\u00f6rungen u.a.) ist das Nachfahren des 2. Zuges ausgeschlossen. Es bleibt nur das Umsetzen in ein anderes Bahnsteiggleis oder das Wenden des 2. Zuges mit Umleitung oder Nutzung des Kreisverkehrs \u00fcber Cannstatt. Beide M\u00f6glichkeiten erfordern einen F\u00fchrerstandwechsel mit Bremsprobe, der aber nach meinem Kenntnisstand vom EBA<\/a> im geneigten Tiefbahnhof nicht zugelassen wurde. Auch der Kreisverkehr bietet nur beschr\u00e4nkte M\u00f6glichkeiten zur Umleitung. So k\u00f6nnte z.B. der 2. Zug im Gleis 1 bei nicht m\u00f6glicher Ausfahrt in Richtung Flughafen wenden und \u00fcber Cannstatt — Plochingen nach T\u00fcbingen oder Ulm fahren, jedoch ohne Halt am Flughafen. Eine Umleitung der G\u00e4ubahnz\u00fcge \u00fcber Plochingen — T\u00fcbingen — Rottenburg — Horb verhindert die nicht elektrifizierte Strecke T\u00fcbingen — Horb. Das Ansetzen einer Diesellok bereits im Tiefbahnhof ist nicht gestattet.<\/p>\n

Was ich hier beschrieben habe ist keine theoretische Fachsimpelei sondern entspringt meinen Erfahrungen nicht nur in der Disposition im Kopfbahnhof sondern auch meiner langj\u00e4hrigen Erfahrung als Leiter der Oberzugleitung bei der Bundesbahndirektion Stuttgart (heute Betriebsleitung in Karlsruhe) mit direktionsweiter Disposition bei allen Arten von Unf\u00e4llen, Betriebsst\u00f6rungen oder Versp\u00e4tungen. Kurzum, die Fahrplangruppe des Kopfbahnhofs h\u00e4tte nie einen solchen Gleisbelegungsplan erstellt und ich h\u00e4tte diesen als Leiter des Hautbahnhofs auch nie genehmigt.<\/p>\n

Abschlie\u00dfen darf ich dieses Schreiben mit den gemachten Erfahrungen zusammen mit einem Fernsehteam des SWR zur \u00dcberpr\u00fcfung der Halte von Fernverkehrsz\u00fcgen im Kopfbahnhof am Freitag 8. Juli (beenden). Der Zuglauf war erheblich versp\u00e4tet. Ein ICE war sp\u00e4ter 110 Minuten, 1 ICE sp\u00e4ter 20 Minuten und Wochenendverkehr mit vielen Reisenden. Der versp\u00e4tete ICE ben\u00f6tigte 8 Minuten Aufenthalt durch Warten auf Reisende und eine unbekannte Ursache, ein EC erhielt 3 Minuten Zusatzversp\u00e4tung durch Einladen eines Rollstuhlfahrers mit dem Hebeger\u00e4t<\/strong>. Ein turbulenter Reisetag, der mit der gro\u00dfen Zahl verf\u00fcgbarer Bahnsteiggleise ohne \u00c4nderung der Gleisbelegung nur im Kopfbahnhof so m\u00f6glich war. Die verf\u00fcgbare Bahnsteigfl\u00e4che erm\u00f6glichte das Warten vieler Reisenden auf 2 und 3 nachfolgende Z\u00fcge.<\/p>\n

Lieber Herr Dr. Heimerl, nicht nur das wissenschaftliche Aufarbeiten der Fragen Haltezeiten und Leistungsf\u00e4higkeit eines Bahnhofs bringt glaubhafter Aussagen \u00fcber die Akzeptanz des Systems Eisenbahn bei den Reisenden, unseren Kunden. Auch die Kenntnis \u00fcber den realen Ablauf eines Fahrplantages mit seinen vielen Erfahrungen vor Ort bringt unersetzbare Erfahrungen mit sich.<\/p>\n

Ihnen alles Gute f\u00fcr die Zukunft und auch den Wunsch zum
\ngesundheitlichen Obenbleiben<\/p>\n

Ihr
\nEgon Hopfenzitz<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Herr Hopfenzitz hat im Zusammenhang mit dem uns\u00e4glichen Interview des Herrn Heimerl in den Stuttgarter Nachrichten vom 16.Juli 2011 an diesen wichtigen Brief\u00a0geschrieben, der verbreitet werden sollte: Egon Hopfenzitz Kriegerstra\u00dfe 12 70191 Stuttgart Tel u Fax: 0711 — 2265919 eMail: … Weiterlesen →<\/span><\/a><\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[793,758,371,286,16,726,44,201,15,630,41,108],"tags":[1732,1707,1376,1307,1128,1680,1143,1236,1127,1593,1141,1165],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/6848"}],"collection":[{"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=6848"}],"version-history":[{"count":8,"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/6848\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":6850,"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/6848\/revisions\/6850"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=6848"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=6848"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/barrierefrei.gegen-stuttgart-21.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=6848"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}