Sitzblockade von Gewerkschaftern gegen Stuttgart 21
Stuttgart, 4. Juli 2011: Rund 250 Gewerkschafter protestierten heute früh ab 6 Uhr vor der Zufahrt zum Grundwassermanagement-Gelände gegen das Projekt Stuttgart21. Nach einer Kundgebung mit Reden setzten sich etwa 60 Gewerkschafter und weitere S21-Gegner zu einer Sitzblockade vor das Tor. Aufgerufen zu der Versammlung hatten die Gewerkschafter gegen Stuttgart 21, Mitglied im Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21. Leitende Mitglieder von ver.di und IG Metall aus der Region forderten in ihren Reden einen sofortigen Baustopp und die Beendigung des schädlichen und zerstörerischen Projekts, so Bernd Riexinger, Geschäftsführer des verdi-Bezirks Stuttgart: „Wir dürfen uns nicht auf diese Inszenierung namens Stresstest einlassen – denn mit oder ohne Stresstest: das Projekt ist und bleibt falsch und kann gestoppt werden, wenn wir unseren Widerstand auf der Straße weiter steigern!“
Karl Reif, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender des Daimler-Werks Untertürkheim betonte, dass in Untertürkheim zwar Hochtechnologie produziert werde, „trotz oder gerade wegen der Technikbegeisterung erkennen immer mehr Kollegen und Kolleginnen, dass mit Stuttgart 21 Steuermilliarden für ein Rückschritts-Projekt vergraben werden,“ die an anderen Stellen in gesellschaftlich sinnvollen Projekten fehlten, so Reif.
Volker Mörbe, verdi-Vertrauensleutesprecher am Klinikum Stuttgart betonte die mit S21 drohenden Verschlechterungen für einen zuverlässigen Nah- und Regionalverkehr für die Pflegkräfte und damit die Patientenversorgung am Klinikum: „ Ohne Ausweichmöglichkeiten im Kopfbahnhof steht für den ÖPNV, insbesondere die S-Bahnen die Pünktlichkeit auf dem Spiel, mit direkten negativen Auswirkungen für die Patientenversorgung, “ erklärte Mörbe: „Ein Vabanquespiel, das Pendler zum Umsteigen aufs Auto zwingt!“
Auch Roland Saur, stv. Betriebsratsvorsitzender bei Bosch Feuerbach unterstrich, dass die 3.000 ÖPNV-Nutzer aus dem Feuerbacher Werk von der Bahn keine Information über die Auswirkungen des S21-Baus am Nadelöhr Feuerbach bekämen: „Behindertengerechter Zugang zum BhF Feuerbach? Die Antwort der Bahn heißt: Kein Thema für die Stuttgart 21-Planer“. Wir aber brauchen und wollen eine Stadt, in der sich alle wohlfühlen können – nicht nur die Immobilienspekulanten!“
„Wenn trotz zwei Haushaltskonsolidierungen mit Streichungen im Kultur- und Sozialbereich im städtischen Haushalt hunderte von Millionen für ein zukunftsuntaugliches Projekt ausgegeben werden, grenzt das an die Veruntreuung öffentlicher Gelder“, sagte Markus Freitag, ver.di Fachbereich Stadtverwaltung Stuttgart. S21 sei ein Menetekel für den politischen Filz : „Die politische Landschaft hat sich durch den Protest gegen das anachronistische Großprojekt in die richtige Richtung verändert,“ so Freitag weiter.
Sieghard Bender, 1. Bevollmächtigter der IGMetall Esslingen wertet die drohende S21-Großbaustelle als weiteren Versuch, rechtlose Billigst-Arbeiter unter unwürdigen Bedingungen einzusetzen:“Sinnvolle und gute Arbeit kann unter solchen Bedingungen gar nicht entstehen,“ das habe auch schon der Bau der neuen Messe gezeigt: „Dumpinglöhne gehen werden von vornherein in die Kostenrechnungen ein!“
Als Legende bezeichnete Rolands Hamm, 1. Bevollmächtigter der IGM Aalen/Schwäb.Gmünd die Behauptungen, S21 würde mehr Arbeitsplätze schaffen als die Renovierung des Kopfbahnhofs: „ Das hält keiner ernsthaften Überprüfung stand, genauso wenig wie die Behauptung, der Zugverkehr auf Fernstrecken würde damit besser–- aber für 100000 Pendler wird wie selbstverständlich der Transport verschlechtert! Wir Gewerkschafter sagen: wir brauchen nicht nur einen Regierungs-, sondern auch einen Politikwechsel – Kretschmann und Schmid sind jetzt aufgefordert den zu vollziehen! Dafür gehen wir immer wieder auf die Straße, bis Stuttgart21 beerdigt ist“, so Hamm.