Gewerkschaft der Lokführer (GDL) zu Stuttgart 21: Lokführer kritisieren den schrägen Bahnhof
Einige interessante Sätze aus dem Artikel:
Die GDL warnt davor, die Verantwortung für Zugstopps, Bremsmanöver oder gar Unfälle durch wegrollende Züge auf die Zugführer abzuwälzen.
Zur Erinnerung: die vom Eisenbahnbundesamt (Eba) genehmigte Planfeststellung für die unterirdische Durchgangsstation aus dem Jahr 2005 erlaubt es der Bahn, bei Stuttgart 21 Bahnsteige mit einem Gefälle von mehr als 15 Promille anzulegen – auf der Bahnsteiglänge von rund 400 Metern entspricht dies einem Gefälle von etwa sechs Metern.
Soll-Vorschrift aus der deutschen Eisenbahnbetriebsordnung. Dort hieß es: „Die Neigung von Gleisen an Fahrgastbahnsteigen soll 2,5 Promille nicht übersteigen.“ Für Stuttgart 21 machte die Eba eine Ausnahme von der Regel.
2007 allerdings hat die Europäische Union bei der Überarbeitung ihrer technischen Vorschriften für den europaweiten Eisenbahnverkehr, der sogenannten TSI-Infrastruktur, die nationale Richtlinie verschärft: Das Wörtchen „soll“ wurde durch „darf“ ersetzt – und damit wurden eigentlich Ausnahmeregelungen unmöglich gemacht.
Die vorgesehene extreme Neigung der Bahnsteige in Stuttgart erhöht nach Ansicht von Kritikern die Gefahr von Unfällen durch unbeabsichtigtes Wegrollen der Züge.
Der stellvertretende GDL-Bundesvorsitzende Sven Grünwoldt, klage seine Gewerkschaft sei erst kürzlich darüber informiert worden, dass beim Neubau des Stuttgarter Bahnhofs bereits 2005 vom Eba eine „von der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung gravierend abweichende Gleislängsneigung“ genehmigt worden sei. Als zuständiger Berufsverband sei die GDL „in keiner Weise“ in die damalige Entscheidung des Eba eingebunden gewesen. Dabei obliege gerade den Lokführern bei Einfahrten in Bahnhöfe insbesondere mit einer Schräglage „eine ganz besondere Verantwortung“.
Gegenüber der Stuttgarter Zeitung unterstrich Grünwoldt seine Kritik an den Plänen: Gerade dann, wenn wie im S21-Tiefbahnhof Doppeleinfahrten an einem Bahnsteig vorgesehen seien, „ist grundsätzlich ein Gefahrenpotenzial vorhanden“.
Beim Eisenbahnbundesamt stieß die Gewerkschaft mit ihrer Kritik bisher auf taube Ohren.
Den ganzen Artikel lesen (2 Seiten):
Gewerkschaft der Lokführer zu Stuttgart 21: Lokführer kritisieren den schrägen Bahnhof
(Stuttgarter Zeitung, 30.10.2011)
LINKS:
wikipedia.de: Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)
Homepage: Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)
wikipedia.de: Eisenbahn-Bundesamt (EBA)
Homepage: Eisenbahn-Bundesamt (EBA)
Bundesministerium der Justiz & Juris.de: Allgemeines Eisenbahngesetz
Forum für Eisenbahnfreunde: Drehscheibe Online
Hier können Eisenbahnfreunde auch über Stuttgart 21 fachsimpeln.
Herausgeber der Eisenbahnzeitschrift „Drehscheibe“ das unter Fachkreisen einen hohen Bekanntheitsgrad hat.
Ein anderer ähnlicher Artikel:
Gutachten zu Stuttgart 21: Wäre der Kopfbahnhof leistungsfähiger?
(Stuttgarter Zeitung, 27.10.2011)
Dazu diese beiden Gutachten von Vieregg & Rössler:
Studie zur Leistungsfähigkeit des Kopfbahnhofs Berichtstext (100 kB)
Studie zur Leistungsfähigkeit des Kopfbahnhofs Abbildungen (900 kB)
wikipedia.de: Vieregg & Rössler