Presseerklärung der Architekten: Menschenkette – Hände weg vom Südflügel!

Architekten gegen die Verstümmelung des Stuttgarter Bahnhofs

Stuttgart, 19. Juni 2011: Der Arbeitskreis ArchitektInnen für K21 veranstaltet am Montag, 20. Juni 2011 nach der Montagsdemo eine Menschenkette vor dem Südflügel des Stuttgarter Bonatz-Bahnhofs. Damit protestieren die Architekten und alle Teilnehmer der Montagsdemo gegen die Ankündigung der Bahn, nun auch mit der Entkernung, d.h. mit der Zerstörung dieses unwiederbringlichen Baudenkmals fortzufahren.

Vor dem Südflügel wird Dr. Norbert Bongartz, Oberkonservator i.R. und ehemaliger Denkmalpfleger am Landesdenkmalamt, sprechen. Er wird die besonderen architektonischen Qualitäten des Bonatz-Baus erläutern und dessen Einmaligkeit in der Denkmal-Landschaft aufzeigen. Aus Sicht des Baugeschichtlers ist der geplante Abbruch des Südflügels ein unverantwortlicher Umgang des Bauherrn Deutsche Bahn und der Politik mit einem Baudenkmal dieser Qualität. Besonders fragwürdig sind die geplanten Abrissarbeiten angesichts der aktuell zweifelhaften Lage des Gesamtprojekts Stuttgart 21 und des anstehenden Planänderungsverfahrens für den relevanten Bauabschnitt 1.1.

Bereits am 27. Mai letzten Jahres wandten sich namhafte Architekten wie David Chipperfield, Arno Lederer und viele mehr mit einem offenen Brief gegen die Verstümmelung des Bonatzbaus:

„Wir protestieren

gegen
die Verstümmelung eines in seiner Gesamtheit bedeutenden Bauwerks von internationalem Rang, das Wahrzeichen der Landeshauptstadt ist. Es steht dem Landgericht Stuttgart nicht zu, über den Abriss der Seitenflügel und wesentlicher Teile des Inneren zu befinden und deren unverzichtbare raumbildende Funktion zu beurteilen, weil ihm dazu die fachliche Kompetenz fehlt. […]

gegen
die Entmündigung der Denkmalpflege, in deren Obhut der Hauptbahnhof, der Schlossgarten und über ein Dutzend weiterer Bauten und Objekte in der Umgebung stehen. Die Stadt Stuttgart und das Land haben ihr Soll an Vernichtung historischer und schützenswerter Bausubstanz längst erfüllt, siehe Kaufhaus Schocken, Kronprinzenpalais, Steinernes Haus, und viele andere Bauwerke. Wozu dient der Denkmalschutz oder eine Bundesinitiative für Baukultur, wenn sie im Ernstfall nicht zum Tragen kommen? […]

Wir fordern,
der fortschreitenden Selbstzerstörung, dem Verlust von Gedächtnis und Stadtqualität unverzüglich Einhalt zu gebieten und den Stuttgarter Hauptbahnhof als städtebaulich-architektonisches Gesamtensemble zu erhalten.“

(19.06.2011 von Matthias von Herrmann)
Dieser Beitrag wurde unter ArchitektInnen für K21, Presseerklärung, Stuttgart 21, Stuttgarter Hauptbahnhof abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.