02.02.2011: Barrierefreiheit ist für mich als Rollstuhlfahrer der aktiv am Leben teilnimmt unumgänglich. Gerade von öffentlichen Gebäuden erwartet man das eigentlich. Doch wenn man sich die Pläne zu S21 anschaut, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Das hat nichts mit Barrierefreiheit zu tun!
Einen Bahnhof verbuddeln und somit mir und anderen Rollstuhlfahrern die Möglichkeit nehmen, ebenerdig in den Bahnhof hinein und auch wieder hinaus zukommen. Auch wird uns die Möglichkeit genommen von Gleis zu Gleis zu kommen. Dafür benötigen wir dann einen Aufzug oder sonstige Technische Hilfsmittel. Das ist kein Sprung in die Zukunft – das sind mindestens zwei Schritte zurück.
Durch das Tieferlegen des Bahnhofes werden Menschen im Rollstuhl, bei einem Brand, sich selbst überlassen, da es keine barrierefreie Ausgänge gibt. Jeder weiß, dass ein Aufzug bei einem Brand eine Todesfalle ist. So ist der gesamte Tiefbahnhof eine Todesfalle für uns Rollstuhlfahrer.
Dann wird ja ständig über die Fahrzeitverkürzung, die durch S21 erreicht werden soll, gesprochen. Der Hauptgrund, damit dies erreicht wird, ist die Tatsache, dass die Züge eine kürzere Haltezeit haben. Wie bitte, soll jemand im Rollstuhl es schaffen, in dieser kurzen Zeit von Gleis zu Gleis zukommen, mit Aufzug rauf, Aufzug runter! Aufzüge sind oft defekt (ich spreche da aus eigener Erfahrung) oder sie sind überfüllt.
Die geplanten Bahnsteige, sind so eng, dass es schon grob fahrlässig ist! Wie sollen wir Rollstuhlfahrer uns mit Kinderwägen, Fußgängern mit schweren Gebäck etc. den Bahnsteig teilen. Und wie kommen wir in den Zug rein ? Hebebühnen bzw. Lift zum Transfer vom Rollstuhlfahrern in die Züge sind so gar nicht einsetzbar, denn durch S21 sind die Züge in einer Kurve und haben eine Neigung und der Bahnsteig eine Steigung, so dass die Lifte die die Bahn AG aktuell hat, gar nicht einsetzbar sind. Und nun? Sollen wir draußen bleiben?
Aber die Absolute Frechheit kommt in Form der Lösung der Bahn AG: Behinderte sollen die Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ) anrufen:
Wenn man die Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ) anruft, kostet dies 0,14 EUR je Minute zahlen bei Festnetz ( Mobilfunk max. 42 ct/Min.).
Wenn man die MSZ anruft oder seine Fahrt im Internet anmelden möchte, dann will die Bahn viele Daten wissen, die teilweise persönlich sind, z.B. geht niemand was an wo man wohnt. Bei Fußgängern weiss die Bahn das ja auch nicht.
Und dann noch dieser Satz:
(Zitat): „Bitte beachten Sie, dass nicht die gewohnte Barrierefreiheit gewährleistet werden kann. Fahrgäste mit Rollstuhl melden Ihre Fahrt bitte 24 Stunden vorher bei der Mobilitätsservice-Zentrale an.“
Das ist ebenfalls eine Frechheit. Wir Behinderte wollen so reisen können, als ob wir keine Behinderung hätten. Und auch deshalb ist eine Anmeldung 24 Stunden vorher eine absolute Zumutung. Die Bahn hat überhaupt kein Verständnis für Menschen mit Behinderung.
Hier kann und muss die Politik sich für Menschen mit Behinderungen einsetzen und das kann und wird aus meiner Sicht nur eine starke Linke im Landtag von Baden Württemberg sein.
Schon deshalb DIE LINKE in den Landtag.
Sven F.